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Klischee oder wahr? Außenansicht
Berlin Berlin setzt Trends. Berlin fasziniert. Berlin verführt und lockt
Bewohner und Gäste auf die Straßen - auch wenn das Wetter nicht
mitspielt. Die Stadt ist Magnet für Studenten, Künstler und
Abenteurer aus der ganzen Welt. Doch welchen Eindruck hinterlässt die Millionenmetropole Berlin
eigentlich bei Touristen, die täglich die Geschichte der Hauptstadt
anschauen, aufsaugen, ablichten? Was hat die Besucher hierher geführt?
Welche Klischees oder Vorurteile reisten auf den ersten Metern der Berlin-Tour
mit? Und welchen Eindruck hinterlassen die Spree-Bewohner bei den Durchreisenden?
Bei Ben aus England, bei Patricia aus Mexiko-Stadt oder bei Lee aus den
USA. Auf einer englischsprachigen Stadtführung trifft sich die Welt
auf einem Fleck, am S-Bahnhof Hackesche Höfe. Von dort ziehen die
Nationalitäten durch Berlins Mitte bis zum Brandenburger Tor. Klar
ist: Berlin hinterlässt Eindrücke und keinen kalt. Nach vorne schauen Ben: Ich dachte, dass Berlin eine dunkle und beklemmende Stadt ist. Ich
bin richtig überrascht, denn sie ist das Gegenteil: hell und offen
und weit. Bizarr und entspannt Jamie: Ich kam her mit dem Vorurteil im Kopf, dass die Deutschen keinen
Sinn für Humor haben und sehr reserviert sind. Die habe ich jedoch
schnell über Bord geworfen, weil ich hier meine Freundin kennen gelernt
habe - und da habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Da ich hier nicht nur Besucher bin, habe ich über die Jahre nicht
nur die deutsche Kultur kennen gelernt, sondern auch erfahren, was es
heißt Brite zu sein. Deutsche haben ihrerseits einige Klischees
im Kopf. Dazu tragen sicherlich auch die britischen Medien bei, die, wenn
sie über Deutschland berichten, selten vergessen eine Referenz zu
den Nazis zu ziehen. Auch durch die Stadt selber ziehen sich Vorurteile. Die Sicht ist ja
oft so einseitig und westlich geprägt. In Berlin fing ich an zu verstehen,
wie Ost-Berliner denken, den Westen sehen - das war mir zuvor verborgen.
Berlin ist ruhiger und entspannter als zum Beispiel London. Berlin ist
nicht so hektisch. Hier hat man eindeutig mehr Lebensqualität. Interessant ist, dass auf den Stadtführungen für Deutsche viel
weniger über die deutsche Geschichte erzählt und erklärt
wird. Dürfen wir den Ami mal anschauen? Lee: Das erste Klischee über Deutschland setzte mir meine damalige
Deutschlehrerin in den Kopf. Als ich noch nicht wusste, wo ich als Austauschschüler
hinkommen sollte, fragte ich sie, wo es denn am schönsten wäre?
Sie sagte: Bayern. Ganz schlimm würde es mich jedoch treffen, wenn
ich in den Nordosten des Landes käme. Klar, dass meine Familie in
Mecklenburg Vorpommern lebte. Wir waren drei von 300 Austauschschülern
im Nordosten Deutschlands - und wer hat sich am wohlsten gefühlt?
Wir. Zu allen Klischees habe ich auch noch in einer erz-kommunistischen Familie
gelebt. Ich hab auch jetzt, seit ich wieder hier bin, mit einigen Vorurteilen
zu kämpfen. Alle sprechen mich auf Bush an, wenn sie hören,
dass ich Amerikaner bin: "Ach, Du hast also Bush gewählt".
Die vergessen, dass viele von uns gegen Bush sind, gegen ihn demonstriert
haben. Mein Eindruck ist, dass Berlin für viele Amerikaner immer mehr zu
einem "bohemian paradise" wird. Immer mehr Studenten gehen nach
der Schule nicht mehr nach Mexiko, sondern nach Berlin. Fan der 70er Jahre Nathan: Viele in England sind voller Klischees, wenn es um Deutschland
geht. "Oh, they invaded us! That was bloody awful!" Aber das
sind nicht meine Klischees. Ich war sehr gespannt auf die kommunistische
Architektur. Ich steh auf Gebäude im Stil der 70er Jahre. Berlin
übertrifft da alle meine Erwartungen. Die Architektur und die Größe
der Stadt sind überwältigend. Patricia: Ich hatte vor meinem Eurpoatrip gehört, dass Deutsche
sehr freundlich sein sollen. Aber bis jetzt sieht es mir so gar nicht
danach aus, dass sie nett sind. Die meisten, die ich bisher getroffen
habe, zogen eine Schnute und wirkten so schlecht gelaunt oder raunzten
mich an, wenn ich eine Frage stellte. Platz für sich Pascal: Wir sind vor allem an den Hauptattraktionen der Stadt interessiert.
Die Architektur ist spannend, hatten bereits Bilder in Büchern gesehen.
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Petra Märlender 2005-2007
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